Freiwilliger Verzicht auf einen Hawaii-Start

WZ-Bericht vom 21.08.2024; Text: Martin Münzberger, Bild: privat

Für seine achte Triathlon-Langdistanz und seinen sechsten Ironman hatte sich Sven Vanderschot vom TSR Olympia ein klares Ziel gesetzt. „Ich wollte einen richtig schönen Triathlon bestreiten, die meiste Zeit Spaß haben und mit dem Ergebnis zufrieden sein.“

Das klappte: Nach 9:38 Stunden lief der 49-Jährige ins Ziel – und das mit sich und der Triathlon-Welt im Reinen. Beim Wilhelmshavener hätte Altersklassen-Platz 17 für ein Hawaii-Ticket 2024 gereicht, bei Ehefrau Melanie (4. bei den Frauen 40) sogar für die WM 2024 in Nizza und Hawaii 2025.

Der Kona-Vibe ist weg

Das Ehepaar hatte sich aber schon früh gegen diese Variante entschieden. Sven Vanderschot: „Hawaii war immer mein Traum. Und alle bisherigen Anläufe sind zum Teil ganz knapp gescheitert. Zuletzt ist durch die Trennung der Frauen- und Männer-Wettbewerbe der Kona-Vibe aber bei mir verloren gegangen.“

Es gab aber noch weitere Gründe, warum die Wilhelmshavener in Frankfurt keine 1400 Dollar für einen WM-Startplatz auf den Tisch legten. Denn am 1. September wollen beide beim Ötztal-Marathon starten. Vanderschot: „Früher hätte ich gesagt: Schießen wir das Startgeld in den Wind, streichen wir den Urlaub, Hawaii ist größer. Diese Sichtweise kommt vielleicht noch einmal wieder, im Augenblick aber sind die Prioritäten andere.“

Eine Sichtweise, die offensichtlich nicht nur die TSR-Triathleten hegen. 75 Startplätze für Hawaii 2024 bei den Männern und 75 für Nizza 2024 und 35 für Hawaii 2025 bei den Frauen gingen in Frankfurt über den Tisch – eine Größenordnung, die den Veranstaltungen etwas von ihrer Exklusivität nimmt. Vanderschot: „Bei den Frauen mussten da bei der Siegerehrung schon sehr lange Teilnehmerinnen aufgerufen werden, um die Slots überhaupt vollzubekommen.“ Beim Start um 6 Uhr morgens im Langener Waldsee waren solche Gedanken noch weit weg. Zumal sich die Vanderschots zwischenzeitlich sehr weit von ihrem Sport entfernt hatten. „Wir haben rund eineinhalb Jahre überhaupt nicht Triathlon-spezifisch trainiert. Ich war in dieser Zeit keine fünfmal Schwimmen. Und Rad gefahren sind wir nur im Urlaub.“

Tolle Schwimmzeiten

Erst mit dem erfolgreichen Start im Juni 2023 bei einem 70.3-Ironman in Luxemburg kehrte der Triathlon-Spaß zurück und die Vanderschots nahmen im November die Vorbereitungen für Frankfurt auf. Mit dem Schwimmen war am Ende das komplette TSR-Trio zufrieden, zu dem auch Philipp Hoell gehörte. Die Zeiten waren trotz eines Neopren-Verbots im 26,2 Grad warmen Wasser exzellent. Nur der für St. Pauli startende Thomas Klingenberg war hier nicht in seiner Paradedisziplin unterwegs. Für ein perfektes Schwimmerlebnis sorgte auch der seit 2016 obligatorische rollende Start, der die Situation deutlich entspannt. Vanderschot: „Davor sah das aus wie der Blick in eine riesengroße Waschmaschine – für Zuschauer und Fotografen großartig, für die Teilnehmer eine Katastrophe.“

Auf den zwei Radrunden, die in den Taunus hineinführten, mit rund 1000 Höhenmetern aber diesbezüglich keine große Herausforderung darstellten, hatten nicht nur die heimischen Teilnehmer mit den Wassermassen von oben zu kämpfen. Vanderschot: „Auf der ersten Runde waren viele Pfützen auf der Straße, so dass du in den Kurven richtig aufpassen musstest. Es gab viele Stürze. Und deine angestrebte Wattzahl, die du treten wolltest, konntest du vergessen.“

Probleme beim Laufen

Dass es beim Umstieg aufs Rad bei Sven Vanderschot etwas länger dauerte, war für den 49-Jährigen kein Problem. „Als vierte Disziplin beim Triathlon gilt ja das, was du in der Wechselzone machst. Bei der Langdistanz sind das aber eher Ernährung und Tempo.“

Und da machten die heimischen Aktiven unterschiedliche Erfahrungen: Hoell, eigentlich ein starker Läufer, hatte früh mit Krämpfen zu tun und war kurz davor, aufzugeben. Auch Klingenberg machte beim Laufen keinen Boden mehr gut und hatte mit Problemen zu kämpfen

Bei Sven Vanderschot meldete sich der „Dämon“ in der dritten Laufrunde. „Das kenne ich schon. Und habe dann einfach akzeptiert, dass ich langsamer laufen muss und alle Zuschauer angestrahlt. Am Ende waren das rund 20 bis 30 Sekunden auf den Kilometer mehr als geplant.“

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